Das Beste von 2006 - 2016: Roger Ciceros "Glück ist leicht"

Vor einem Jahr starb Roger Cicero, unfassbar früh, unfassbar überraschend. Natürlich arbeitete er an neuen Liedern, er hatte Pläne nach seiner Tour. Ein Stück auf dem Best-Of-Album heißt bezeichnenderweise "Wenn es morgen schon zu Ende wär'".

Der Mann strahlt uns vom Cover an als wäre nichts. Es ist aber was - er ist nicht mehr da. Roger Cicero starb 24. März 2016, vollkommen unerwartet, im Alter von 45 Jahren. Er hatte so große Pläne, er wollte auf Tour gehen. Damals fragte man sich, ob er sich nicht ein wenig zu viel zumute, aber er wehrte das im Interview ab und lachte die besorgte Nachfrage weg: "Es geht mir gut, ganz hervorragend." Das war nur wenige Tage vor seinem Tod, er zeigte sich zuversichtlich. Nachdem er Ende 2015 alle Termine aus gesundheitlichen Gründen hatte absagen müssen, sei sein einziger Wunsch gewesen, gesund zu werden, erzählte er weiter. "In den letzten Wochen und Monaten habe ich mich sehr geschont", so Cicero. Doch das hat alles nichts genützt. Nachdem er zwei Alben mehr oder weniger gleichzeitig eingespielt hatte - "Cicero Sings Sinatra" und "The Roger Cicero Jazz Experience", war er doch sehr strapaziert. Aber er versicherte auch: "Ich habe in den letzten Jahren immer ein sehr bewusstes Leben geführt." Er sei schließlich kein abgedrehter Rockstar, der rauche und saufe, im Gegenteil.

"Dann sehen wir mal weiter"

Doch dann kurz darauf die Nachricht - Roger ist gestorben. Roger wer, wie, was? Kann nicht sein. Leider doch. Und das, was geblieben ist, ist die Musik. Und dieses zuversichtliche Cover, das uns anstrahlt. "Glück ist leicht" heißt es. Als ob! Als ob Glück jemals leicht war! Glück fühlt sich für einen Moment vielleicht leicht an. Und wenn man weiß, was Glück ist, dann kennt man mit ziemlicher Sicherheit auch das Gegenteil davon. So wie Roger Cicero. Sein Vater war im Alter von 57 Jahren an einem Schlaganfall gestorben, und er hatte ihn leblos im Schlafzimmer gefunden. Wenn man sich "Ich hätt' so gern noch Tschüß gesagt" anhört, kann man ahnen, wie sehr sein Vater ihm fehlte. 

+++ Glück ist leicht +++
Er wollte vieles wie er machen - aber auch vieles ganz anders. Roger Cicero hatte vor, sich mehr Zeit für seinen Sohn zu nehmen. Etwas, das er bei seinem Vater immer vermisst hatte. Hätte er sich nicht noch mehr schonen müssen, länger? Auf seine Freunde - wie Xavier Naidoo und Sascha - hören sollen, die nach seinem Tod zutiefst geschockt waren und sagten, sie hätten sich gewünscht, dass Roger besser auf sich geachtet hätte? Es ist zu spät. Die Frage bleibt, ob Roger Cicero selbst manchmal das Gefühl hatte, dass er nicht alt werden würde - Liedertexte wie: "Wenn es morgen schon zu Ende wär" wirken ja fast wie eine Prophezeiung. "Dann leb' ich vielleicht heute, nur 'n kleines bisschen mehr", geht es weiter im Text. Und genau so klang Roger Cicero eben auch im Interview: "Danke der Nachfrage, aber ich weiß schon, was ich tue, und jetzt habe ich diese Projekte in Planung.  Und dann sehen wir mal weiter."

Auf dem Album "Glück ist leicht" versammelt sind seine besten - vielleicht auch seine liebsten - Stücke aus den Jahren 2006 bis 2016. Es geht los mit dem Titelsong und kommt gleich zu seinem neuen, bereits veröffentlichen Hit aus der Schublade: "Eine Nummer zu groß". Alte Bekannte wie "Ich atme ein", "Wovon träumst du nachts", "Frauen regier'n die Welt" (ESC 2007) bis zu "Ich hätt' so gern noch Tschüß gesagt" und Live-Mitschnitte: Der Sportfreunde Stiller-Hit "Ein Kompliment", der Fanta Vier-Song "Geboren", und drei Lieblingsstücke aus dem "Cicero sings Sinatra"-Album - zwanzig Mal Roger Cicero. 

Für die einen wird es sicher schmerzlich, ihm zuzuhören, die anderen werden sich freuen, dass wenigstens das von ihm geblieben ist: Ein tolles Best-Of-Album, das auch denen, die es bisher noch gar nicht so auf dem Schirm hatten, wie vielseitig Cicero war, klarmachen dürfte, was für eine Lücke Roger Ciceros Tod in die deutsche Musiklandschaft gerissen hat.

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